Einführung
Produktionsgebäude
Die Geschichte dieses in der Gesamtheit riesigen Areals, ist unmittelbar mit der Firma Paraxol GmbH verbunden deren Gründung auf das Jahr 1939 zurück führt. Diese war eine Tochterfirma der Evonik Degussa GmbH (Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt) mit Sitz in Frankfurt/Main, welche für einen im zweiten Weltkrieg benötigten militärischen Sprengstoff (Nitropenta) ein wichtiges Vorprodukt namens Pentaerythrit herstellte.
Das hier beschriebene Treib- und Schmierstofflager selbst befindet sich ca. 1 km südlich vom ehemaligen Hauptwerk. Dieser wie viele andere deutschlandweite Standorte auch, war Teil eines Geheimprogramms zur Verschleierung staatlicher Bestrebungen zur Aufrüstung des damaligen deutschen Reiches, um Restriktionen und Sanktionen der Siegermächte des ersten Weltkrieges zu umgehen die bei dem Verstoß gegen den Vertrag von Versailles die Folge gewesen wären.
Somit hatte man Erzeugnisprozesse zerlegt, auf unterschiedliche Standorte verteilt, diese unter Scheinproduktionsbetrieben als Holzmehlanlagen bezeichnet und unter einer Tarnkennung wie diese in Niederlehme unter „Werk W“ geführt. Werke in dieser Form gab es bis zum Kriegsende wohl 4 verschiedene deutschlandweit welche in unauffällig kleinere Produktionseinheiten unterteilt, in Waldgebieten versteckt platziert wurden und jeweils mit großen, unterirdischen Tanklagern für Methanol welcher für den Produktionsprozess wichtig war ausgestattet.
Treibstofflager
Für die Herstellung von Methanol (Methylalkohol) auch unter heute veralteten Begriffen wie Holzgeist oder Holzalkohol bekannt, war wie die alten Begriffe bereits vermuten lassen unter anderem auch der Basisstoff Holz als Grundlage erforderlich.
Wofür mit Hilfe einer trockenen Destillation und einem Kondensationsprozess diese klare Flüssigkeit gewonnen werden konnte, welche später zu Formaldehyd verarbeitet wurde.
Allerdings wurden die Werke die durch die Degussa verwaltet, teilweise geführt und zum Ende des 2. Weltkriegs für mehrere hunderttausende Reichsmark ausgebaut und erweitert wurden, zum größten Teil für einen Beginn der Produktion gerade einmal fertiggestellt.
Für einige der Anlagen kam somit zum Beginn der Produktionsaufnahme auch direkt das Ende und die Anlagen wurden durch die Alliierten demontiert, teilweise zerstört oder direkt für die Weiterführung übernommen.
In den unmittelbaren Nachkriegsjahren in der Zeit der Besatzung der Ostzone wurden wie auch hier flächendeckend industrielle Standorte demontiert und in die Sowjetgebiete abtransportiert. Was nicht genutzt werden oder transportiert werden konnte wurde gesprengt oder wie die hier beschriebenen Tanklager auch einfach zurück gelassen oder ging wie in diesem Fall nach den Enteignungen im Jahre 1948 wieder an die ortsansässige Gemeinde zurück die verbliebene Anlagen und Inventare verkaufte.
Zwei Jahre später wurden die Rechts- und Verwaltungsansprüche erneut bestimmt und die KVP (Kasernierte Volkspolizei) übernahm die Hoheitsrechte über dieses Gelände, die später zur NVA (Nationale Volksarmee) werden sollte. Das Gebiet wurde bis zum Ende der DDR 1990 von verschiedenen NVA-Nachrichteneinheiten genutzt und über die Jahre weiter ausgebaut.
Verwaltungsgebäude Korridor
Dieses Objekt im speziellen wurde somit vom damaligen Menthanol-Lager vor dem Ende des Krieges zum TSL-44 (Treib- und Schmierlager 44) der LSK/LV (Luftstreitkräfte / Luftverteidigung) der NVA ausgebaut, umfunktioniert und die riesigen Tanks wurden für die Lagerung von Jet-Treibstoff TS-1 (Kerosin) genutzt.
sowjetisches Wandbild
sowjetisches Wandbild
Überblick über das Gelände
Artist: liebezurFarbe.Rise
Die sich auf der Oberfläche befindlichen, verbliebenen Komplexe und Gebäude sind größtenteils eher spartanische und unspektakuläre, einstöckige Flachbauten wie zb. das ehemalige Kraftwerk oder ein größerer unterkellerter Flachbau mit einer Art Tiefgarage.
Neben den offensichtlichen Baracken und Flachbauten sind auf dem Gelände auch Reste von wahrscheinlich gesprengten unterirdischen Anlagen und Bunkern aufzufinden.
Kraftwerk
Echte Besonderheiten Vorort sind hier eigentlich ausschließlich unterirdisch zu finden und nur durch teils schmale schwer zugängliche Einstiege, Treppen und Leitern zu erreichen. Dazu kommt dass man einen beißenden und sehr unangenehmen Treibstoffgeruch zu ertragen im Stande sein muss, der sich selbstverständlich bis heute in den unterirdischen Tanks hält.
Treibstofflager
Treibstofflager
Treibstofflager
Bunker & Treibstofftanks
kleiner Tank
großer Tank
kleiner Tank
Das spektakulärste Motiv des gesamten Geländes ist ohne Zweifel sicherlich die gewaltige, unterirdische Kuppel eines der beiden großen Tanks, der über einen schmalen Einstieg und eine lange hinab führende Leiter am Rand der Kuppel zu erreichen ist. Allerdings wird man ohne eine anständige Ausleuchtung, ein Stativ und Langzeitbelichtungen nur sehr schwer brauchbare Aufnahmen dieses Motives erhalten.
Da selbst Zugänge und hinab führende Einstiege in die Tanks nach wenigen Metern schon kaum noch Sonnenlicht zulassen, ist eine gute Ausleuchtung unabdingbar.
Tanklager Zugang
Auch der kleine Tank ist ein interessantes Motiv und was die Bekleidung angeht sollte man möglichst dunkle, unempfindliche und eventuell gar ausrangierte Kleidung verwenden, die wohlmöglich im Alltag nicht unbedingt wiederverwendet werden muss. Selbst das ein oder andere Urban Arts ist hier zu finden, allerdings werden kunstinteressierte hier kaum auf ihre Kosten kommen.
großer Tank
Durchaus interessante Motive ergeben sich hier auch den Weg hinauf auf die riesigen Tanks, in Form der Einstiegsluken und Resten der Be- und Entladungs- oder -lüftungsanlagen die fast schon futuristisch anmuten und eine Art gegensätzlichen Kontrast zur natürlichen Umgebung des Waldes darstellen.