Einführung
Nach der Gründung des Deutschen Reichs wuchs die Hauptstadt Berlin rasant an und an den einstigen Stadtgrenzen wuchsen neue Wohnviertel und ganze neue Stadtteile, wie Grünau am südöstlichen Rand der Stadt an den vielen Wasserstraßen entlang. Somit musste nicht nur neue benötigte Infrastruktur geschaffen werden, sondern auch Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. Dazu kam eine wachsende Begeisterung der Bevölkerung für Wassersport aller Art, wofür das Grundstück an der Regattastraße ein idealer Standort gewesen ist um ein Gesellschaftshaus mit Anlegestelle und großer Terrasse direkt an der Dahme zu errichten.
Also wurde das Gesellschaftshaus „Riviera“ am Rande der Hauptstadt im Berliner Ortsteil Grünau ab 1875 gebaut, eingeweiht und nahm den Betrieb wohl um das Jahr 1888 mit einem einfachen Bierausschank mit Biergarten auf, entwickelte sich über die Jahre langsam zu diesem Ausflugsrestaurant welches Stadtbekannt wurde. Über die Jahre wechselten die Besitzverhältnisse, neue Ideen wurden umgesetzt, der Komplex ausgebaut und erweitert, das Grundstück mehrfach erweitert, der Außenbereich wurde ausgebaut und eine Freilichtbühne errichtet.
Auch unter den Nationalsozialisten wurde der Betrieb dort aufrecht erhalten und auch das Ende des 2. Weltkriegs hatte das Gelände nahezu unbeschadet überstanden. In der Nachkriegszeit wurden die Besitzer praktisch Enteignet und die Leitung des Betriebs wurde als ein staatlich geführtes Einzelunternehmen unter Verwaltung gestellt und weitergeführt. Da das Gelände trotz durchgehendem Betrieb lange Zeit nicht mehr Instandgesetzt worden war, folgte im Jahre 1957 eine Sanierung der Anlage, wobei viele wertvolle Elemente der alten Fassade vernichtet wurden, beiden Gebäudeteilen ein einheitlicher grauer Putz verpasst und das italienische Design das dem Saal ein ganz besonderes Flair verliehen hatte wurde entfernt.
Nebenraum
Bürgerprotest
In den 80er Jahren musste ein Gebäudeteil gesperrt werden, da gravierende bauliche Mängel festgestellt worden waren, während der andere Teil bis zur Wende als Nachtbar und Diskothek genutzt wurde, bis das Gelände ab 1991 endgültig brach lag. Alle Bemühungen unterschiedlicher Interessenten über die Jahre dieses denkmalgeschützte Gelände zu sanieren blieben leider viele Jahre bis Jahrzehnte ohne Ergebnis und das Gelände zerfiel zunehmend.
kleiner Saal
Im Jahre 2006 wurde dieses Gelände im Rahmen einer Ausschreibung von einer türkischen Geschäftsfrau aus Ankara und einer Immobilienfirma die sich innerhalb ihres Familienkreises bewegt erworben, mit dem Ziel einen kompletten Neubau Vorort zu errichten in Form einer Seniorenresidenz und über die Jahre ohne nennenswerte Bemühungen den Erhalt des Geländes zu gewährleisten, dem Verfall preisgegeben.
Informationen zur Zukunft dieses Geländes seid März 2017 besagen, dass Verträge mit besagter Investorin aufgehoben wurden und sich derzeit ein neuer Investor in Form einer Immobilienfirma um den Erhalt bzw. Neubau bemüht, die auch ein Interesse darin hat zumindest denkmalgeschützte Teilbereiche des Geländes instand zu setzen, zu restaurieren und in das Konzept für eine zukünftige Nutzung zu integrieren.
großer Saal
großer Saal
Letzten Informationen nach bewegt sich diese Neuerschließung des Geländes im Rahmen eines geplanten Hotelbaus, welches allerdings denkmalgeschützte Bereiche wie zumindest den großen Tanzsaal mit in den Bau zu integrieren beinhaltet. Dieser wird zukünftig der Allgemeinheit zugänglich bleiben durch ein Restaurantbetrieb, der einem Artikel der Berliner Zeitung vom Dezember 2023 allerdings der wirtschaftlichen Lage nach, die Unternehmung nach 3 Monaten wieder aufgeben musste. Der ehemalige Betreiber kündigte jedoch ebenfalls an, die Lokation der Öffentlichkeit auch zukünftig für Veranstaltungen weiterhin zugänglich zu machen.
Überblick über das Gelände
großer Saal
Das ruhig am Wasser gelegene Grundstück, bietet auf den ersten Blick einen recht verwilderten Eindruck was den Außenbereich betrifft. Auf dem Weg durch das damals verwilderte Gelände mit dem Blick auf die beiden mehrstöckigen, durch eine schmale Einfahrt von einander getrennten und vom äußerlichen Verfall gezeichneten Gebäudeteile, lassen nur anhand weniger verbliebener Details auf das alte, geschichtsträchtige und elegante Erscheinungsbild vergangener Tage schließen.
Ein Blick die Regattastraße hinauf auf das Gesellschaftshaus Riviera direkt gegenüber des Cafe Liebig eines der ältesten Jugenstil Cafe’s der Stadt aus dem Jahr 1870.
Regattastraße
Beim betreten des Gebäudes durch einen der Zugänge, offenbart sich ein sich über drei Stockwerke ziehender und dunkler Saal, mit einem alten und bunt bemalten Flügel in der Mitte des Saals.
Baustelle
Der größte der drei Tanzsäle ist mit abstand wohl die Hauptattraktion auf diesem Gelände gewesen der mit einer intakten Bühnenkonstruktion und einem bunten Klavier in mitten des Saals ein einzigartiges Motiv ergab.
Der kleinste der drei Säle ist gleichzeitig auch der detaillierteste von allen und wartete mit wirklich sehr kunstvollen Wand-, Decken-, und Säulendekoren auf.
Über die letzten Jahre war das Gelände lange Zeit eine Baustelle, nach dem die Decke des großen Saals bereits die letzten Jahre mit einem Gerüst vor dem Einsturz bewahrt werden musste, zog nach dem die Arbeiten abgeschlossen waren wieder Betrieb ein in den neu umgebauten Hotelkomplex und der Saal erstrahlte in neuem Glanze und konnte vor der endgültigen Zerstörung gerettet werden.
kleinster Saal
großer Saal
Mit aufsteigender Blickrichtung die Säulen entlang an die Decke des Saals, fallen eindrucksvolle Verzierungen und Dekore auf die in den Ecken gar schildartige Embleme aufweisen.
Ein Durchgang mit zwei Löwenköpfen, führt zu einem wie ein Gasthaus oder Hotel anmutendem Gebäudekomplex mit einem verwinkelten Treppenhaus mit Fluren, Räumen und Sanitäranlagen.
Hauptkorridor
Auf dem Weg in das Hauptgebäude durch die Veranda am Vordereingang bittet sich auch hier schnell ein chaotischer Anblick und dahinter der Hauptzugang zum Gebäude.
Der dahinter liegende Raum ist auch sehenswert mit einem wunderschönen Deckendekor und einer Art Fransenband über den Fenstern.
Nebenraum
Das Deckendekor oder Stuck in blau mit goldenen Elementen auf der Außenseite, ist trotz starker Korrosionen an einigen Stellen immer noch gut zu erkennen.
Artist: Plottbot Ken
Auch für kunstinteressierte war auf diesem Gelände einiges geboten, denn hier befanden sich neben vielen Schmierereien auch einige sehr gute und bekannte Werke unter anderem zwei des Künstlers Plottbot Ken.